Aus Rattan werden viele Gartenmöbel hergestellt
Rattan kennt wohl jeder: Die Möbel mit dem typischen Geflecht machen einen Raum besonders gemütlich. Extrem leicht und stabil, erfreuen sie sich nicht nur als Gartenmöbel immer größerer Beliebtheit. Aber was ist Rattan eigentlich, woher kommt die Pflanze - und kann man seinen geliebten Sessel aus Rattan mit gutem Gewissen verwenden?
Was ist Rattan?
Rattan ist Natur pur: Den Rohstoff dazu liefert eine schnell wachsende Pflanze namens Rotangpalme. Sie stammt aus Südostasien. Von dort kommt auch der Name, der sich bei uns eingebürgert hat: "Rattan" ist eine Verballhornung des malaiischen Namens "Rotang". Verwendung findet die Pflanze vor allem für Möbel, etwa Gartenmöbel.
Das liegt an ihren herausragenden Eigenschaften, denn Möbel aus dieser Pflanze sind nicht nur eine Augenweide. Sie sind vor allem leicht und dennoch stabil. Das macht sie überaus robust und leicht zu handhaben. Wann immer jemand einen größeren Sessel verschieben möchte, ist dies mit Rattan kein Problem - im Gegensatz zu einem Sessel aus schwerem Holz!
Grund ist die besondere Struktur der Pflanze. Je nachdem, welcher Teil verwendet wird, weist er andere Eigenschaften auf. Manche Teile lassen sich spalten und in lange Streifen schneiden. Nach weiterer Behandlung werden sie besonders biegsam und lassen sich gut flechten. Andere wiederum verleihen dem Möbelstück Stabilität und können für den Rahmen verwendet werden.
Daher kommt es, dass sich ganze Möbel einzig aus Rattan herstellen lassen - ohne ein einziges Stück Metall! So wird es auch seit Jahrhunderten in Asien praktiziert: Rattan ist eines der ältesten flechtbaren Materialien überhaupt. In Europa hingegen dauerte es ein bisschen länger, bis die Pflanze bekannt wurde und ein echter Konkurrent für Holz wurde.
Woher kommt Rattan?
Zwar findet sich die Pflanze auch in Afrika und Australien. Hauptsächlich wächst sie aber im südöstlichen Teil von Asien, vor allem im Archipel um Indonesien herum. Hier sind die Lebensbedingungen für sie ideal, denn die Pflanze mit den stachligen Lianen fühlt sich in tropischen Wäldern besonders wohl.
Ansässige Bauern und Handwerker nutzen das Material nicht nur für Sessel, sondern für fast alles: vom Dachbau bis zum Tragekorb, natürlich auch für Möbel, Dekoration oder für einen Sichtschutz. Bis heute ist Rattan einer der wichtigsten Exportartikel für:
- Indonesien,
- die Philippinen,
- Malaysia,
- Vietnam,
- China
- Thailand.
Der Rohstoff wird dabei ebenso oft ausgeführt wie fertige Möbel und Gebrauchsgegenstände. Kein Wunder, bereichern sie doch viele Wohnungen mit ihrem exotischen Flair. Insgesamt gibt es über 600 Arten der Rotangpalme. Nicht alle von ihnen lassen sich gut verarbeiten: Nur ungefähr 30 Arten haben die nötigen Eigenschaften, um am Ende wirklich ein stilvolles Bett oder ein hübscher Sessel zu werden. Überwiegend gehören diese Arten zur Gattung Calamus.
Aus was für einem Material ist Rattan?
Ausgangsmaterial ist also vor allem die Liane der Rotangpalme. Diese Pflanze darf man sich aber nicht als klassische Palme mit einem Wedel vorstellen. Vielmehr ist es eine Schlingpflanze, bewehrt mit langen, stachligen Lianen. Diese haken sich überall fest, wo es ihnen möglich ist.
Dabei können sie sich bis zu 200 m durch den Urwald schlängeln! Aufgrund der Stacheln können sie auch klettern. Im Inneren verholzen die Triebe rasch. Sie sind aber nicht die einzige Quelle für Rattan, vielmehr lässt sich auch die restliche Pflanze verarbeiten. Nur hat dann natürlich jeder Teil andere Eigenschaften.
Die Triebe der Pflanze werden bis zu 5 cm, maximal 8 cm dick. Während die äußere Schicht rasch verholzt, bleibt die innere Schicht faserig und weich. Aufgrund dieser Struktur lassen sich die Triebe gut längs in Streifen schneiden. Später feuchtet man sie an, um sie besser flechten zu können. Zudem ist die Außenseite der Triebe besonders glatt.
Flechtarbeiten daraus sind daher nicht nur stabil, sondern auch schön anschmiegsam. Das macht dieses Material ideal für die Sitzfläche von Stühlen. In Europa hat man dies schon vor Jahrhunderten erkannt: Stühle oder Sessel aus "Wiener Geflecht" waren schon im neunzehnten Jahrhundert heiß begehrt. Auch ein Sichtschutz wurde rasch populär.
Verwendung von Rattan im Überblick:
- Möbelindustrie: Stühle, Sessel, Gartenmöbel
- Sichtschutz, spanische Wand
- Spazierstöcke
- Teppichklopfer
- Bogenschießen: Material für den Bogen
- Trommeln: Schlegel
- Kampfkunst: Schlagstöcke
Stets handelt es sich um Unikate, denn kleine Unebenheiten und Farbunterschiede sind bei genauer Betrachtung erkennbar. Sie lassen sich auch nicht vermeiden und wurden im Lauf der Zeit zu einem besonderen Merkmal von Rattanmöbeln.
Wie wird Rattan hergestellt?
Rattan als Pflanze ist eines der nachhaltigsten Materialien, die es gibt. Deshalb kann der Kauf mit gutem Gewissen erfolgen, denn die Pflanze wächst rasch und lässt sich auch gut nachpflanzen. Bis heute fertigt man in Asien traditionell so: Per Hand schneiden Arbeiter die Lianen ab. Anschließend müssen sie gründlich gesäubert werden, bevor sie sich weiterverarbeiten lassen.
Dies geschieht je nach Verwendungszweck und umfasst die Sortierung nach Durchmesser. Sofern benötigt, schneidet man nun die Lianen in Streifen. Danach legt man sie in Wasser ein, um sie biegsam zu machen. Eine ähnliche Wirkung zeigt sich bei Behandlung mit Wasserdampf. Jetzt kann man sie wie gewünscht in Form bringen. Sobald sie getrocknet sind, erstarren sie zu ihrer endgültigen Form.
Die Farbgebung schwankt, zudem dunkelt das Material beim Trocken nach. Verhindern lässt sich dies durch eine Behandlung mit Öl. Möglich und weit verbreitet ist aber auch die weitere Behandlung mit Wachs, weil Rattan Möbel dann besser gegen Feuchtigkeit geschützt sind. Lackieren und Färben sind natürlich ebenso möglich. Manch ein Sessel wird auch mit Kunststoff beschichtet. Weil Rattan aber erst dann so richtig schön wird, wenn es seine Natürlichkeit beibehält, ist Kunststoff nicht so weit verbreitet.
Wer sich Rattan in den Garten oder dauerhaft auf den Balkon stellen möchte, muss daher auf gewisse Dinge achten. Dem Regen trotzen ausschließlich gewachste oder mit Kunststoff beschichtete Möbel. Alle anderen müssen vor jedem Unwetter rasch ins Haus gebracht werden. Eine Alternative besteht darin, das Geflecht mit einer Abdeckplane zu schützen. Eine weitere Alternative ist täuschend ähnlich aussehendes Polyrattan.
Was ist der Unterschied zwischen echtem und unechten Rattan?
Polyrattan besteht aus Polyethylen. Ein anderer Begriff dafür ist unechtes Rattan. Daran zeigt sich schon, welchen Zweck es erfüllt: Ersatz des empfindlicheren Rattans durch ein Material, welches so täuschend echt aussieht, dass es sich leicht verwechseln lässt. Somit kann Polyrattan vieles, was Rattan nicht kann.
Vor allem ist es erheblich widerstandsfähiger gegen Wind und Wetter. Es ist auch UV-beständig, während echtes Rattan besser nicht direkt der Sonne ausgesetzt werden sollte. Jedenfalls nicht ständig, sonst wird es porös. Polyrattan hingegen lädt förmlich dazu ein, sich auf dem gemütlichen Sessel im Freien niederzulassen.
Um die Möbel leicht zu gestalten, verwenden Hersteller für das Geflecht ein Gestänge aus Aluminium. Auch dies würde bei echtem Rattan nicht funktionieren, weil es besonders bei Feuchtigkeit nicht in Kontakt mit Metall kommen darf. Deshalb ist ein Qualitätsmerkmal von echtem Rattan, dass es keinerlei Metall aufweist, auch nicht an Verbindungsstellen. Hingegen lässt sich Polyrattan problemlos monatelang im Freien nutzen.
Hier wird nichts brüchig, verblasst oder dunkelt nach: Polyrattan ist erschwinglich, berechenbar und trägt viel zu einer gemütlichen Atmosphäre im eigenen Garten bei. Was nur wenige wissen: Auch Polyrattan wird von Hand gefertigt! Auf das typische Rattanmuster bei Flechtwaren muss also niemand verzichten.
Rattan für draußen: eine gute Idee?
Es gibt aber auch Möbel, welche sich gut als Gartenmöbel eignen. Entscheidend ist, welche Teile der Pflanze dabei Verwendung fanden. Wurde das Rattanrohr komplett verarbeitet, ist das Möbelstück nicht ganz so empfindlich. Solche Teile werden jedoch vorwiegend beim Gestell genutzt. Das Geflecht ist empfindlicher. Soll es unbedingt ein Sessel aus echtem Rattan sein, sollte man ihn gut schützen.
Rattan Geflecht richtig pflegen:
- ab und zu mal trocken abwischen.
- wenn doch einmal feucht Abwischen nötig wird: nur leicht einsprühen, am besten mit Zerstäuber.
- sofort trocken nachwischen.
Was gibt es für Rattan Arten?
Umgangssprachlich haben sich bestimmte Begriffe eingebürgert, um verschiedene Arten bei dem Material zu unterscheiden. Grundlegend lässt sich Rattan von Peddigrohr abgrenzen. Dabei bezeichnet "Peddigrohr" das Innere der Triebe, welches sich gut für Geflecht verwenden lässt. Hingegen beschreibt "Rattan" Material aus den kompletten Trieben oder nur aus deren Außenhaut.
Peddigrohr:
Das Innere der Triebe ist bei der Ernte noch weich. Dieses Material eignet sich für Rundstäbe, deren Durchmesser sehr klein ist. Weil er nur wenige Millimeter beträgt, kann Peddigrohr gut für Geflecht genutzt werden. Es eignet sich also für Möbelstücke wie auch für Körbe. Profis unterscheiden noch weiter: Abhängig von seinem Durchmesser teilen sie Peddigrohr weiter ein. Der Name Rohr verrät es schon: Peddig ist im Normalfall eher rund.
Außenschale / Schienen:
Hingegen ist die Schiene eher flach. Sie stammt aus der äußeren Hülle, welche ja bei Rattan besonders hart ist. Dennoch lässt sie sich leicht weiterverarbeiten und in Streifen schneiden. Ihre Breite variiert. Im Profil kann sie auch leicht gerundet sein, vergleichbar etwa einer Linse. Zudem ist eine Schiene auch fester als Peddigrohr und daher weniger biegsam.
Die Abgrenzung zwischen Peddig und Schiene ist aber selbst für Fachleute schwierig, zumal bei einem bestimmtem Geflecht beide Materialien Verwendung finden können. Faustregel: Was stark belastet werden soll, lässt sich mit Geflecht aus stabilen Schienen langlebiger gestalten. Hierzu zählen neben Sitz und Lehne beim Sessel auch Verbindungen zwischen den Einzelteilen.
Stangen:
Ebenfalls sehr stabil sind aufgrund der Verholzungen ganze Triebe. Daher finden sie als tragende Elemente Verwendung. Ein Aufteilen in Streifen wäre hier kontraproduktiv, deshalb gibt es kein Geflecht daraus. Wer sich seine Möbel aus Rattan aber einmal näher ansieht, entdeckt solche Elemente ganz sicher.
Sie finden sich als Stuhlbein oder als Rückseite am Sessel. Dieses Material macht den Sessel auch widerstandsfähiger und damit langlebiger. Aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften dienen sie in Asien sogar als Material zum Häuserbau. Auch viele Schlagstöcke bei asiatischer Kampfkunst sind aus Rattanstangen.
Stämme:
Je dicker der Stamm der Pflanze, desto stabiler das aus ihm geschnittene Material. Obwohl man das annehmen könnte, lässt sich der Stamm nicht nur zum Stabilisieren verwenden: Seine äußeren Schichten können ebenfalls in Streifen geschnitten werden.
Diese lassen sich wiederum als Sitzfläche in einem Geflecht verarbeiten. Der Begriff "Stuhlflechtrohr" bezeichnet genau das. Je nachdem, wie breit der Streifen ist, nennt er sich auch Wickelrohr (alles über 4 mm Durchmesser). Für normale Nutzer, die einfach nur ein paar schöne Möbel im Haus nutzen möchten, mögen solche Feinheiten unerheblich scheinen.
Sie können aber über Haltbarkeit und damit Langlebigkeit eines Sitzmöbels entscheiden. Zudem beeinflussen sie die Qualität, und diese lässt sich sehr wohl auch vom normalen Hausbesitzer erkennen. Sie zeigt sich zum Beispiel in der Art des Flechtwerks und darin, ob Metallteile Verwendung finden oder nicht.
Qualität bei Rattan erkennen (Überblick):
- Geflecht: Handarbeit! Sie dauert umso länger, je dichter das Geflecht ist. Dann wurde auch mehr Material verarbeitet, was die Qualität beträchtlich steigert. Diese Produkte sind etwas teurer, gehen dafür aber auch nicht so rasch kaputt.
- Oberflächenverarbeitung: Wie fühlt sich die Oberfläche an? Ist sie glatt und schön verarbeitet, oder weist sie Unebenheiten auf? Wer je auf einem Stuhl mit nicht ganz rauer Sitzfläche saß, weiß, was gemeint ist! Dann steigt auch die Gefahr, dass das Geflecht leichter bricht.
- Verbindungen prüfen: Wurde Metall eingearbeitet? Dies weist auf geringere Qualität hin. Hochwertige Rattan Möbel wie etwa Sessel weisen kein Stück Metall auf. Beinhaltet der Sessel sogar ein Alugestänge, handelt es sich vermutlich um unechtes Rattan.
Echtes Material enthält bestimmte Gerbstoffe. Diese sorgen dafür, dass bei Feuchtigkeit und Metallkontakt das Rattan rasch unschön aussieht, nämlich bräunlich oder gar dunkelgrau. Selbst möglicherweise nötige Dübel sind darum im Normalfall aus Holz!
Fazit Rattan - nachhaltiges Material für Möbel
Rattan sieht gut aus, denn es verleiht so manchem Wohnensemble einen natürlichen Look. Holz kann das zwar auch, wächst aber nicht so rasch nach. Ganz anders das Material aus der Rotangpalme:
Diese Pflanze darf mit Recht als besonders nachhaltig bezeichnet werden. Außerdem machen solche Möbel einen Raum nicht nur gemütlich, sie halten auch besonders lange. Feuchtet man es an, wird das Material biegsam. Deshalb lässt sich damit so manch wunderschöne Flechtarbeit gestalten.
Es gibt ganze Sessel, die kein einziges Stück Metall enthalten! Das ist auch besser so, denn echtes Rattan ist empfindlich. So kann es bei Kontakt mit Metall unschöne Stellen bekommen. Besonders das Geflecht sollte nie richtig nass werden. Die Verwendung als Gartenmöbel ist daher nur bedingt empfehlenswert. Alternativ lässt sich für draußen Polyrattan verwenden, dessen Geflecht dem echten Rattan täuschend ähnlich sieht.