Leichtbauweise - kostengünstige und nachhaltige Bauweise für Wohnhäuser

Welche Leichtbauweisen gibt es? Es gibt verschiedene Konstruktionsarten für den Leichtbau. Unterschieden werden der Holzrippenbau und der Holzskelettbau. Zum Holzrippenbau gehören der Holztafel- und Holzrahmenbau. Zum Holzskelettbau werden die Holzständerbauweise und das Fachwerk gezählt.

Last updated on Jan. 25, 2022

Veröffentlicht am Dez. 5, 2021

Die Leichtbauweise ist die älteste Bautechnik für Wohngebäude. Etwa zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der Leichtbau durch massive Bautechniken verdrängt. Erst seit Mitte der 1950er-Jahre mit dem Bau der ersten Fertighäuser gewinnt die leichte Bauweise für Wohngebäude in Deutschland wieder an Bedeutung. Welche unterschiedlichen Leichtbauweisen es gibt und welche Vorteile und Nachteile Leichtbauhäuser haben, ist Thema dieses Ratgebers.


Welche Leichtbauweisen gibt es?

Es gibt verschiedene Konstruktionsarten für den Leichtbau. Unterschieden werden der Holzrippenbau und der Holzskelettbau. Zum Holzrippenbau gehören der Holztafel- und Holzrahmenbau. Zum Holzskelettbau werden die Holzständerbauweise und das Fachwerk gezählt.

Fachwerk - traditionelle Bauweise
Das Fachwerk ist eine sehr traditionelle und seit Jahrhunderten bewährte Leichtbauweise. Fachwerke bestehen aus einem stabilen Tragwerk mit Schwellen, Streben und Ständern aus Massivholz. Die Gefache zwischen den einzelnen Holzelementen werden mit Lehm, Ziegelsteinen, Natursteinen oder auch mit modernen Leichtbauelementen gefüllt. Durch die Verwendung von Holz und Lehm kann in einem Fachwerkhaus ein sehr gesundes und angenehmes Raumklima erreicht werden.

Holzständer - moderner Fachwerkbau
Die Holzständerbauweise ist eine moderne Form des Fachwerkbaus. Bei der Holzständerbauweise werden Wände aus Holzbalken durch Streben, gegebenenfalls Stahlverspannungen und einzelne berechneten Stellen eingebrachte Bauteile ausgesteift. Die Holzständer werden außen und innen beplankt.

In die Zwischenräume wird das Dämmmaterial eingebracht. Das Raumklima im fertigen Holzhaus ist im Wesentlichen von Material der Beplankung abhängig. Bei der Holzständerbauweise muss besonders darauf geachtet werden, dass die gesamte Konstruktion von Wänden und Dach luft- und winddicht ist. So wird verhindert, dass Fasern aus der Dämmung in den Innenraum und Feuchtigkeit in die Ständerkonstruktion eindringen können.

Leichtbauweise mit Holzständer errichtet
Leichtbauweise mit Holzständer errichtet

Holzrippenbauweise - Bauweise für Fertighäuser
Die Holzrippenbauweise ist eine in Skandinavien und den USA entwickelte Leichtbauweise. In diesen Ländern werden Häuser seit mehr als 100 Jahren in dieser Leichtbauweise errichtet. In Deutschland wird die Holzrippenbauweise erst seit den 1950er-Jahren für den Bau von Fertighäusern verwendet. Bei der Holzrippenbauweise besteht die Grundkonstruktion aus einem einfachen Gerippe mit senkrechten und waagerechten, relativ schlanken Kanthölzern.

Das Gerippe wird innen und außen mit Bauplatten aus Holzwerkstoffen beplankt, sodass ein Holzhaus entsteht. Die Gefache zwischen den Rippen werden mit einem geeigneten Dämmmaterial aufgefüllt. Ihre Stabilität erhalten Leichtbauhäuser in Holzrippenbauweise durch die Verbindung der Innen- und Außenwände mit den Decken. Auch die Beplankung trägt zur Stabilität bei. Ein Vorteil dieser Bauweise ist, dass Wandelemente weitestgehend vorgefertigt auf der Baustelle angeliefert werden können.

Holzrahmenbauweise - geringes Gewicht und hohe Steifigkeit
Die Holzrahmenbauweise im Leichtbau ist eine Weiterentwicklung der Holzständerbauweise. Mit Holzrahmen können Gebäude teilweise oder ganz aus vorgefertigten Wand- und Deckentafeln aufgebaut werden. Die Bauelemente sind geschosshoch und tragend. Ein Vorteil ist das geringe Gewicht der einzelnen Wand- und Deckenelemente. Der Nachteil ist, dass die Elemente meist erst auf der Baustelle gedämmt und die Innenseiten beplankt werden.

Holztafelbauweise - hoher Grad der Vorfertigung
Holztafelbauweise bedeutet, dass die Wandflächen der Innen- und Außenwände mit geschosshohen Holztafeln verkleidet werden. Diese Tafeln haben üblicherweise eine Breite von 1,0 oder 1,25 m. Der Vorteil dieser Bauweise ist, dass die Elemente selbst tragend sind und inklusive aller wesentlichen Einbauten wie Kabel, Steckdosen und Rollladenkästen vormontiert und auf die Baustelle transportiert werden können. Auf der Baustelle müssen die Holztafeln dann nur noch zusammengefügt und miteinander verbunden werden.

Für die Innenwände werden der Holztafelbauweise meisten Span-, Sperrholz- oder auch Gipsplatten verwendet. Auf den Außenflächen werden witterungsbeständige Spanplatten oder Faserzementplatten angebracht, die anschließend noch beschichtet und verputzt werden. Die Dämmung wird, im Unterschied zum Holzrahmenbau, im Werk in die Gefache eingebracht.

Strohballenbau - ökologisch bauen
Hierzulande ist der Strohballenbau erst wenig unbekannt. Ursprünglich stammt diese Leichtbauweise aus den USA der 1920er und 30er-Jahre. Der Strohballenbau gilt als sehr wirtschaftlich und ökologisch. Das Stroh wird in herkömmlichen Ballenpressen zu kompakten Ballen gepresst und durch Bindeschnüre zusammengehalten. Außer Stroh enthalten die Ballen keine weiteren Zusatzstoffe. Sowohl die Herstellung wie auch die Verarbeitung auf der Baustelle sind sehr umweltfreundlich.

Die gepressten Strohballen sind nicht nur wirtschaftlich, sie besitzen darüber hinaus auch gute Wärmedämmeigenschaften. Die Schallschutz-Eigenschaften und die Feuchtigkeitsbeständigkeit sind jedoch nur durchschnittlich. Strohballenbau erfordert immer einen konstruktiven Feuchteschutz. Wände aus Strohballen werden mit Lehm oder Kalkputz verputzt. Das Raumklima gilt in Leichtbauhäusern aus Strohballen als sehr gesund.

Stahlskelettbau - Leichtbauweise mit Stahl
Gebäude in Stahlskelettbauweise zu errichten, ist nicht neu. Hochhäuser und Gewerbebauten werden seit vielen Jahrzehnten auf diese Weise errichtet. Mittlerweile werden aber auch Einfamilienhäuser in Stahlskelettbauweise errichtet. Anstelle von Holz werden bei dieser Leichtbauweise Stahlprofile verwendet.

Der Nachteil ist, dass zunächst das gesamte Stahlskelett errichtet wird. Danach werden die Innen- und Außenseiten beplankt und die Dämmung eingebracht. Der Vorteil ist, dass Häuser in dieser Leichtbauweise sehr individuell geplant und gebaut werden können.


Welche Materialien werden für den Leichtbau verwendet?

Das hauptsächlich in der Leichtbauweise verwendete Material ist Holz. Die tragenden Elemente, Rippen und Ständer werden aus massivem Holz errichtet. Für die Wandverkleidung innen und außen werden Holzfaserplatten oder gegebenenfalls Gipskartonplatten verwendet. Meist werden auch die Geschossdecken aus Holzbalken und Holzfaserplatten aufgebaut.

Gipskartonplatten sowie Platten aus Holzwerkstoffen, Gasbeton, Hartschaum- oder Bimsplatten sind typische Werkstoffe für den Leichtbau. Da sie größtenteils keine tragende Funktion erfüllen können, werden diese Materialien in der Regel im Innenausbau verwendet. Durch die überwiegende Verwendung von Holz kann ein Leichtbauhaus ein ähnlich angenehmes Raumklima aufweisen, wie ein reines Holzhaus, beispielsweise ein Blockhaus.

Das hauptsächlich verwendetet Material bei Leichtbauweisen ist Holz
Das hauptsächlich verwendetet Material bei Leichtbauweisen ist Holz

Schallschutz, Brandschutz und Wärmeschutz bei der Leichtbauweise

Wer ein Fertighaus aus den 1950er oder 1960er-Jahren kennt, der weiß, dass diese Häuser sehr hellhörig sind. Weder Schallschutz noch Wärmedämmung waren bei diesen Häusern damals ein Thema. Ein modernes, in Leichtbauweise errichtetes Fertighaus erfüllt jedoch alle bauphysikalischen Anforderungen bezüglich Schallschutz und Brandschutz. Sie stehen Massivhäusern nicht nach.

Beim Wärmeschutz haben Häuser in Leichtbauweise gegenüber Massivbauten sogar einen Vorteil. Die Zwischenräume zwischen den Holzständern oder Holzrippen können zur Wärmedämmung verwendet werden. Es ist daher kein Problem, ein Effizienzhaus in Leichtbauweise zu errichten.


Vorteile Leichtbauweise

Etwa 4 von 5 Häusern werden in Deutschland noch in Massivbauweise Stein auf Stein errichten. Diese Bauweise hat sich bewährt. Ein nicht zu unterschätzender Nachteil sind jedoch die Trockenzeiten. Dadurch wird die Bauzeit erheblich verlängert und es entstehen zudem zusätzlich Kosten.

Im Unterschied zur Massivbauweise kann ein Haus in Leichtbauweise wesentlich schneller errichtet werden. Trocknungszeiten sind nicht erforderlich, da praktisch keine Feuchtigkeit durch Materialien in den Rohbau eingebracht wird. Die Doppelbelastung durch Hypothekenzinsen und weiterlaufende Mietzahlungen wird daher für viele Bauherrinnen und Bauherren verkürzt.

Nicht zuletzt sind die Baumaterialien für ein Haus in Leichtbauweise in aller Regel wesentlich günstiger als für ein Massivhaus. Dennoch ist es problemlos möglich, in Leichtbauweise auch ein Effizienzhaus zu errichten. Hierbei spielt weniger die tragende Konstruktion als Dämmung eine entscheidende Rolle. Bei einem Haus in Leichtbauweise kann die Dämmung nach neuesten Standards ausgeführt werden. Zusammengefasst sind die wichtigsten Vorteile der Leichtbauweise:

  • kurze Bauzeiten durch vorgefertigte Bauelemente
  • Verkürzung der Bauzeit durch entfallende Trocknungszeiten
  • ca. 25 bis 30 % Kostenersparnis gegenüber einem Haus in Massivbauweise
  • individuelle Raumgestaltung, da keine tragenden Wände benötigt werden
  • hohe Energieeffizienz, guter Schallschutz und lange Lebensdauer

Ein Haus in Leichtbauweise hat noch einen wesentlichen Vorteil gegenüber Massivhäusern. Bei gleicher Grundfläche bietet ein Leichtbauhaus mehr Wohnfläche. Dadurch, dass die Außenwände deutlich schmaler sind als beispielsweise bei einem Massivhaus mit Wänden aus Porenbeton, gewinnen Bauherrinnen und Bauherren mehrere Quadratmeter Wohnfläche.

Haus bauen mit Leichtbau oder Massivbau

Nachteile Leichtbauweise

Die Leichtbauweise bringt auch ein paar Nachteile mit sich. Feuchtigkeit und Holz passen nicht gut zueinander. Werden die Bauelemente während der Bauzeit längere Zeit Feuchtigkeit ausgesetzt, kann sich Schimmel bilden. Es ist daher unerlässlich, dass Häuser in Leichtbauweise bereits während des Baus gut vor Feuchtigkeit durch Regen geschützt werden. Die ideale Jahreszeit für den Bau eines Leichtbauhauses ist daher die warme Jahreszeit vom späten Frühjahr bis in den Herbst hinein.

Bei Regen muss der Rohbau sorgfältig durch Abdeckplanen geschützt werden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass nur ausreichend getrocknetes Holz für den Aufbau verwendet wird. Bauholz mit einer zu hohen Restfeuchte kann im Nachhinein ebenfalls zur Schimmelbildung führen. Ebenso muss die gesamte Dämmung und Abdichtung des Hauses sehr akkurat ausgeführt werden.


Was kostet ein Haus in Leichtbauweise?

Die Kosten pro Quadratmeter für ein Haus in Leichtbauweise sind natürlich von der individuellen Bauweise und Gestaltung des Hauses abhängig. Ein Richtwert für ein normales Einfamilienhaus in Ständerbauweise mit einer Wohnfläche von etwa 120 bis 150 Quadratmeter sind etwa 60.000 bis 100.000 Euro bei einfacher Bauweise. Dieser Preis beinhaltet nur die Errichtung des Rohbaus. Nicht inbegriffen sind die Bodenplatte oder ein Keller und der Innenausbau. Auch die Dacheindeckung muss noch hinzugerechnet werden.

Kommen zusätzliche Bauelemente wie beispielsweise Erker oder Balkone hinzu, steigen die Baukosten schnell an. Wie teuer der Innenausbau ist, hängt von den persönlichen Ansprüchen und Vorlieben der Bauherren und Bauherren ab. Weitere Preisbeispiele für Einfamilienhäuser in Holzständerbauweise sind:

  • Einfamilienhaus, Wohnfläche 100 Quadratmeter, 1,5 Etagen, Satteldach ca. 75.000 - 85.000 Euro
  • Einfamilienhaus, Wohnfläche 150 Quadratmeter, 2 Etagen, mit Erker und Satteldach ca. 140.000 - 150.000 Euro

Durchschnittlich kann mit einem Quadratmeterpreis von etwa 1.250 Euro für ein Haus in Leichtbauweise gerechnet werden. Wenn ein Fertighaus gekauft wird, sollten die Vertragsunterlagen sorgfältig geprüft werden. Beispielsweise ob ein Fundament oder die Bodenplatte, die Heizungsanlage, eine Lüftungsanlage und weitere Extras im Preis inbegriffen sind.

Der Durchschnittliche Preis pro Quadratmeter beträgt etwa 1.250 Euro
Der Durchschnittliche Preis pro Quadratmeter beträgt etwa 1.250 Euro

Wie lange halten Häuser mit Leichtbauweise?

Viele haben wahrscheinlich Bilder aus den USA im Kopf, wenn sie an die Haltbarkeit von Häusern denken, die in Leichtbauweise errichtet werden. Mehrfach im Jahr werden in den USA ganze Straßenzüge mit Einfamilienhäusern durch Wirbelstürme dem Erdboden gleichgemacht. Hätten an der Stelle der Holzhäuser massive Steinhäuser gestanden, wären diese nicht viel weniger zerstört worden. Einem Hurrikan kann kaum ein Haus widerstehen.

Wenn Holzhäuser nicht durch Naturgewalten oder Brände zerstört werden, halten sie 100 Jahre und länger. Auch hierfür sind Holzhäuser in Leichtbauweise aus den USA, aber auch in Skandinavien gute Beispiele. Man braucht aber nicht in ferne Länder zu schauen. Auch in Deutschland gibt es Leichtbauhäuser, die seit mehreren hundert Jahren an Ort und Stelle stehen. In einigen mittelalterlichen Stadtkernen und in ländlichen Gegenden findet man heute noch Fachwerkhäuser, die aus dem späten Mittelalter stammen.

Bei entsprechender Pflege ist die Haltbarkeit von Leichtbauhäusern mit der von Massivhäusern aus Stein vergleichbar. Viele Fertighaushersteller, die Leichtbauhäuser in Ständerbauweise errichten, geben beispielsweise eine Garantie von 30 Jahren auf die Konstruktion. Nach den Vorgaben der Qualitätsgemeinschaft deutscher Fertigbau (QDF) errichtete Fertighäuser wird regelmäßig durch Gutachter eine Lebensdauer von mehr als 100 Jahren attestiert. Über die Haltbarkeit von Häusern in Leichtbauweise muss ich daher niemand ernsthafte Gedanken machen.


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