Treppen sind in einem Wohngebäude die wichtigsten Verbindungen zwischen zwei Geschossen. Früher waren Treppen einfach zweckmäßig. Heute werden sie bewusst als Stilelement genutzt. Welche Treppenarten es gibt, wie sie konstruiert werden und was sie kosten, zeigt dieser Ratgeber.
Welche Treppenarten gibt es?
Treppen werden anhand des Grundrisses und der Konstruktion unterschieden. Die verschiedenen Bauformen ermöglichen eine Anpassung an den Baustil des Hauses. Aber nicht jeder Treppengrundriss eignet sich für jede Geschosshöhe. Wichtig ist, dass die Treppe unabhängig von ihrem Verlauf bequem und einfach begehbar ist.
Unterscheidung nach Grundriss
Geradläufige Treppen
Gerade Treppenverläufe ermöglichen eine einfache Treppenkonstruktion, die aber individuell gestaltet werden kann. Unterschieden wird die gerade Treppe in ein- und zweiläufige Treppenaufgänge. Bei der einläufigen Ausführung führt der Treppenaufgang ohne ein Zwischenpodest in die nächste Etage.
Wird ein Zwischenpodest eingefügt, handelt es sich um eine zweiläufige gerade Treppe. Nachteil der geradlinigen Bauweise ist der vergleichsweise große Platzbedarf. Gerade Treppengrundrisse eignen sich für Geschosshöhen von bis zu 2,80 m.
Gewendelte Treppen
Bei dieser Bauform ist Treppenverlauf weder kreisrund noch gerade. Durch die Biegungen im Treppenverlauf gegeben sich unterschiedlich tiefe Stufen. Am sogenannten Auge sind die Stufen sehr schmal und an der Wand sehr breit. Ihr Vorteil ist der geringe Platzbedarf. Sie werden unterschieden in:
- Viertelgewendelte Treppen
Bei einem viertelgewendelten Treppengrundriss sind der Treppeneinstieg und Ausstieg um 90° zueinander verdreht. Der Treppenverlauf wird aber nicht unterbrochen. Diese Bauform eignet sich, wenn nur wenig Platz zur Verfügung steht. Durch die gewendelten Stufen entspricht nur die Stufenmitte der normalen Stufenbreite und kann bequem begangen werden. - Halbgewendelte Treppe
Halbgewendelte Treppengrundrisse sind ideal für beengte Platzverhältnisse. Aus diesem Grund wird dieser Treppengrundrisse bei rund einem Drittel aller Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland verwendet. Der Eintritt und Austritt sind bei dieser Baumform um 180 Grad zueinander gedreht. Die Stufen können am Eintritt- und Austritt sowohl gerade wie auch gewendelt sein. Durch ein Podest im Treppenverlauf kann die Wendelung der Stufen vermieden werden. - Wendeltreppen
Wendeltreppen haben einen kreisrunden oder elliptischen Verlauf. Inklusive Podest dreht sich der Lauf einer Wendeltreppe einmal vollständig um 360°. Sie bilden also immer einen vollständigen Kreis. Durch den kreisförmigen Verlauf sind alle Stufen zur Mitte hin immer schmaler als an der Außenseite. Im Mittelpunkt des Kreises oder der Ellipse ist das sogenannte Auge, um das sich der Treppenverlauf spiralförmig windet. Durch das Auge unterscheiden sich Wendeltreppen von Spindeltreppen.
Spindel- oder Spiraltreppen
Spindel- oder Spiraltreppen haben anstelle des Auges einer Wendeltreppe einen tragenden Mittelpfosten. Dieser Mittelpfosten kann eine durchlaufende Säule sein, an der die Stufen befestigt werden.
Häufig werden aber auch Stufen mit zylindrischen Abschnitten verwendet, die aufeinander gesetzt werden und so den Mittelpfosten bilden. Die Stufen einer Wendeltreppe müssen an ihrer schmalsten Stelle eine Mindesttiefe von 10 cm aufweisen. Ist die Tiefe / der Auftritt schmaler als 10 cm im Bereich der Spindel, dann zählt dieser Teil der Treppenstufe nicht zur nutzbaren Laufbreite.
Podesttreppe
Alle Treppenarten, bei denen im Verlauf ein Podest eingebaut wird, werden als auch als Podesttreppe bezeichnet. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine geradläufige, viertel- oder halbgewendelte Treppe handelt. Häufig werden halbgewendelte Treppenkonstruktionen als Podesttreppe ausgeführt, um unterschiedlich breite Treppenstufen zu vermeiden.
Bogentreppe
Eine Bogentreppe verläuft immer in einem leichten Bogen. Der Bogen kann je nach Platzverhältnissen den Gebäude mit einem großen Radius oder als enges U gebaut werden. Als Bogentreppe werden alle Treppenkonstruktionen bezeichnet, deren Verlauf zumindest leicht gekrümmt ist.
Unterscheidung nach Konstruktion
Das zweite Unterscheidungsmerkmal von Treppen ist ihre Konstruktion. Typische Treppenkonstruktionen sind
- Wangentreppen
- Holmtreppen
- Bolzentreppen
- Kragarm- oder Kragstufentreppen
- Faltwerktreppen
Wangentreppen
Wangentreppen zählen zu den am häufigsten verwendeten Treppenkonstruktionen. Die Treppenstufen werden bei dieser Konstruktion von den sogenannten Tragbalken eingefasst. Diese Tragbalken können aus Holz oder Stahlprofilen hergestellt werden.
Da die Tragbalken hauptsächlich in vertikale Richtung belastet werden, können schlanke und hohe Profile verwendet werden. Wangentreppen können ohne seitliche Befestigung der Wangen oder mit einer ein- oder beidseitigen Befestigung gebaut werden.
Holmtreppen
Bei Holmtreppen werden die Stufen auf der tragenden Konstruktion, den Holmen befestigt. Die Holme werden aus Metall oder Holz gefertigt. Je nach Anzahl und Anordnung der Holme können Holmtreppen als Ein-, Zwei- oder Mittelholmtreppe ausgeführt werden. Wegen der Montage der Treppenstufen auf den tragenden Holmen, wird diese Treppenkonstruktionen auch als aufgesattelte Treppe bezeichnet.
Bolzentreppen
Bei einer Bolzentreppe werden die Treppenstufen durch Bolzen miteinander verbunden. Durch diese Konstruktion wirken Bolzentreppen sehr filigran. Bei einer freitragenden Bolzentreppe wird vollständig auf einen Unterbau verzichtet. Die Stabilität wird alleine durch die Bolzen gewährleistet.
Andere Bezeichnungen für Bolzentreppen sind daher Freitage- oder Tragebolzentreppe. Für den Bau einer Bolzentreppe eignen sich unterschiedliche Materialien wie Stein, Holz, Metall oder auch Glas. Es ist auch möglich, diese Treppenkonstruktion einseitig an einer Wand zu verankern. Sie können geradlinig oder geschwungen gebaut werden.
Kragarm- oder Kragstufentreppen
Das Besondere an einer Kragarm- oder Kragstufentreppe ist die einseitige Verankerung der Treppenstufen in einer Wand. Weitere tragende Elemente werden nicht benötigt. Die Treppenstufen tragen sich gewissermaßen selbst. Kragarm- oder Kragstufentreppe sind sehr modern. Voraussetzung für den Einbau einer Kragarmtreppe ist eine stabile Betonwand.
Faltwerktreppen
Faltwerktreppen werden ohne eine sichtbare Unterkonstruktion gebaut. Ähnlich wie eine Kragarmtreppe scheint sie im Raum zu schweben. Ihren Namen hat diese Treppenkonstruktion von ihrem Design der Stufen. Stufen und die senkrechten Verbindungen zwischen den Stufen sind durchgängig geschlossen. Die Treppe sieht aus, als wären sie gefaltet worden. Faltwerktreppen können frei tragend oder einseitig an einer Wand montiert gebaut werden.
Fast alle Treppenkonstruktionen können noch weiter anhand ihres Aufbaus unterschieden werden. Sie können als sogenannte halbgestemmte oder ganzgestemmte Konstruktion aufgebaut werden.
Halbgestemmte und ganzgestemmte Treppen
Bei einer halbgestemmten Treppenkonstruktion werden die Stufen ohne eine senkrechte Verbindung zwischen ihnen von den Wangen gehalten. Das heißt, man kann durch die Treppenstufen hindurch sehen. Halbgestemmte Treppenkonstruktionen wirken weniger massiv und lassen den Raum größer wirken.
Bei einer ganz- oder vollgestemmten Treppenkonstruktion werden die Zwischenräume zwischen den Treppenstufen durch sogenannte Setzstufen gefüllt. Diese bilden eine senkrechte Verbindung zwischen den einzelnen Stufen. Man kann bei einer vollgestemmten Treppenkonstruktion wegen der senkrechten Verkleidung der Zwischenräume nicht durch die Stufen hindurchschauen.
Wie viel kostet es, eine Treppe bauen zu lassen?
Der Preis einer Treppe ist von ihrer Länge, der Konstruktion und den verwendeten Materialien abhängig. Insbesondere die Kosten des Materials und die Konstruktion sind entscheidend für den Preis. Die Kosten für die Montage fallen dagegen beim Preis weniger ins Gewicht. Die folgenden Preise können bei Holztreppen als Anhalt dienen:
Wangentreppen: 2.000 bis 4.500 Euro
Bolzentreppen: 2.500 bis 8.000 Euro
Holmtreppen: 1.500 bis 3.500 Euro
Kragarmtreppen: 5.000 bis 14.000 Euro
Faltwerktreppen: 4.000 bis 12.000 Euro
Spindeltreppen: 1.500 bis 3.000 Euro
Wie groß muss eine Stufe sein?
Die Größe einer Stufe, das heißt die Größe des sogenannten Auftritts, wird in DIN 18065 definiert. Der Treppenauftritt ist die Fläche, auf der die Füße eines Benutzers in ihrer vollen Länge auftreten.
DIN 18065 schreibt vor, dass eine Treppenstufe eine Tiefe von mindestens 23 cm, aber maximal 37 cm haben soll. Zudem soll alle 18 Stufen ein Podest eingefügt werden, das mindestens 80 cm tief sein muss.
Die Stufenbreite für eine Treppenkonstruktion in einem Wohngebäude sollte mindestens ebenfalls 80 cm betragen. Größere Breiten sind besser, um auch sperrige Möbel über dem Treppenaufgang transportieren zu können.
Welche Treppe im Einfamilienhaus?
Für ein Einfamilienhaus können Bauherrinnen und Bauherren Jede Treppengrundriss und jede Konstruktion frei wählen. Welche Art und Konstruktion sich tatsächlich eignet, ist im Wesentlichen vom zur Verfügung stehenden Platz und vom Budget abhängig.
Was ist DIN 18065?
DIN 18065 "Gebäudetreppen - Begriffe, Messregeln, Hauptmaße" ist eine wichtige Baunorm. Sie enthält Regeln für die im Wohnungsbau zu berücksichtigen Maße beim Bau von Treppen. Auf Grundlage dieser Regeln werden Treppen geplant und gebaut. Dies betrifft sowohl die Konstruktion wie auch die Ausführung.
DIN 18065 ist in der Liste der Baubestimmungen mittlerweile fast aller Bundesländer enthalten. Diese Regelungen sind wie bei allen DIN-Normen im Grunde nur Empfehlungen. Sie müssen nicht zwingend eingehalten werden. DIN Normen werden jedoch von Gerichten häufig herangezogen, wenn es zu Streitigkeiten kommen sollte. Daher werden die Vorgaben in aller Regel beachtet.
Sollten sich allerdings die Vorgaben in DIN 18065 und in der Landesbauordnung widersprechen, dann hat die Landesbauordnung Vorrang. Geregelt werden in der DIN Norm unter anderem die folgenden Details:
- Wendelstufen und Wendelung
- Treppenpodeste
- lichte Treppendurchgangshöhe
- lichter Stufenabstand
- Geländer
- Treppenhandläufe
Im deutschen Baurecht wird zwischen sogenannten notwendigen und nicht notwendigen Treppen unterschieden. Aus baurechtlicher Sicht sind notwendige Treppen unverzichtbar. Als notwendig gelten Treppenaufgänge zwischen zwei Wohngeschossen. Bei der Planung und dem Bau sollten die Vorschriften nach DIN 18065 eingehalten werden.
Treppen zwischen Keller und einem Wohngeschosse oder einem Wohngeschoss und einem nicht ausgebauten Dachboden sind nicht notwendig. Bei diesen Treppenaufgängen müssen weniger Vorgaben beachtet werden.
Wann brauche ich eine Absturzsicherung?
Moderne Treppenaufgänge werden oft ohne Geländer gebaut. Sie scheinen an der Wand oder im Raum zu schweben. Auch einen Handlauf sucht man manchmal vergebens. Treppen ohne Absturzsicherung zu bauen, ist zwar möglich, aber in der Regel baurechtlich nicht erlaubt und auch nicht empfehlenswert.
Bei der Absturzsicherung muss zwischen Handlauf und Geländer unterschieden werden. Beides kann als Sicherung dienen. Grundsätzlich sollte vor der Planung geprüft werden, was die Landesbauordnung vorschreibt. Auch bei ihrem eigenen Haus dürfen Bauherren nicht machen, was sie wollen.
Vorgeschrieben ist in der Regel, dass ab einer Treppenhöhe von einem Meter eine Absturzsicherung eingebaut werden muss. Diese Absturzsicherung kann beispielsweise bei einer Kragarmtreppe ein Handlauf an der Wand sein. Ein zusätzliches Geländer oder ein zweiter Handlauf auf der freien Seite muss dann nicht angebracht werden.
Wenn ein Treppenaufgang ohne Absturzsicherung gebaut wird, wird der Bau gegebenenfalls nicht abgenommen. Sollten Handwerker oder Besucher von dieser Treppe abstürzen, dann wird der Eigentümer dafür haftbar gemacht. Wenn kleine Kinder oder ältere Menschen im Haushalt leben, dann sollte ebenfalls überlegt werden, ob der Verzicht auf eine Absturzsicherung wirklich sinnvoll ist. Auch für die Eigentümer selbst kann es im Alter schwierig werden, eine Treppe ohne Handlauf oder Geländer zu benutzen.
Wie lang sollte eine Treppe sein?
Die Länge einer Treppe wird in der Hauptsache von der Geschosshöhe sowie der Anzahl der Treppenstufen und deren Tiefe bestimmt. Die Treppenlänge kann einfach mit der folgenden Formel berechnet werden:
Treppenlänge = Tiefe der Stufen (Auftrittsbreite) x Anzahl der Stufen
So hat beispielsweise eine Treppe mit 14 Stufen und einer Stufentiefe von 23 cm eine sogenannte Lauflänge von 3,78 m. Wenn die Länge verkürzt wird, ist die Treppe steiler. Die Nutzung ist weniger bequem. Bei einer längeren Konstruktion wird die Tiefe der Stufen größer, sodass die Schrittlänge von Stufe zu Stufe unbequem lang wird.
Bei der Planung eine Treppe sollte auf die Neigung geachtet werden. Empfohlen wird eine Neigung von 30 bis 40°. Steilere und flachere Treppen werden allgemein als unbequem beurteilt.
Wie viel Platz brauche ich für eine Treppe?
Der Platzbedarf für die verschiedenen Treppenarten ist im Wesentlichen von der Breite der Treppenstufen, der sogenannten Laufbreite abhängig. Der durchschnittliche Platzbedarf beträgt:
- Viertelgewendelt: ca. 10 m2
- Viertelgewendelt mit Podest: ca. 14 m2
- Halbgewendelt: ca. 6 bis 9 m2
- Wendeltreppe: ca. 8 bis 9 m2
- Spindeltreppe: ca. 5 bis 8 m2
- Gerade Treppe: ca. 11 bis 12 m2
Welche Treppe nimmt am wenigsten Platz weg?
Spindeltreppen benötigen von allen Treppenkonstruktionen den wenigsten Platz. Abhängig von der Stufenlänge und dem Durchmesser der Spindel können Spindeltreppen auf einer Fläche von weniger als 5 Quadratmeter errichtet werden.
Dabei sollte jedoch bedacht werden, dass gegebenenfalls größere Möbelstücke über die Spindeltreppe transportiert werden müssen. Bei einer sehr kleinen Spindeltreppe kann dies zu Problemen führen oder sogar unmöglich sein.
Zudem sind Spindeltreppen in Gebäuden mit mehr als zwei Wohnungen nicht als notwendige Treppe erlaubt. Innerhalb einer Wohnung können Spindeltreppen aber über mehrere Etagen beispielsweise vom Keller über das Erdgeschoss bis in das Obergeschoss geführt werden.