Wandoberflächen prägen den Charakter eines Raumes maßgeblich. Sie sorgen Sie für ein angenehmes Raumklima und eine wohnliche Atmosphäre. Welche Materialien es für Wandoberflächen gibt und was sie kosten, zeigt dieser Ratgeber.
Welches Material für die Wandoberfläche gibt es?
Es gibt kaum einen Bereich in einem Haus oder einer Wohnung, für den so viele unterschiedliche Materialien für die Gestaltung zur Verfügung stehen, wie für die Wandoberflächen. Möglich ist die Wandgestaltung mit:
- Sichtbeton
- Putz & Trockenputz
- Naturstein, Keramik, Steinzeug
- Echtholz & Holzwerkstoffe
- Textilien & Tapete
- Farben
Sichtbeton
Beton, dessen Oberflächen sichtbar bleibt und weder verblendet noch verputzt wird, bezeichnet man als Sichtbeton. Sichtbeton Oberflächen können vielfältig gestaltet werden. Sehr schlicht und zeitlos sind glatte Oberflächen. Mit der Verschalung kann die Sichtbetonwand gestaltet werden. Beispielsweise, wenn säge raue Schalbretter eingesetzt werden.
Auch spezielle Schalungen aus strukturierten Stahlblechen oder in die Verschalung eingelegte Matrizen können für die individuelle Gestaltung verwendet werden. Eine nachträgliche Bearbeitung zum Beispiel durch Auswaschen oder Strahlen ist ebenfalls möglich. Nicht zuletzt können Sichtbetonwände bei der Erstellung farblich mit Weißzement, Pigmenten oder farbigen Gesteinskörnungen individuell an den persönlichen Geschmack oder das Design des Hauses angepasst werden.
Vor- und Nachteile von Sichtbeton
Über 150 verschiedene Farbtöne können bei Sichtbeton durch die Zugabe von Pigmenten hergestellt werden. Ein weiterer Vorteil ist die Brand- und Hitzebeständigkeit. Der große Nachteil von Sichtbeton ist, dass er nicht wie Gips oder Ziegel über die Fähigkeit verfügt, Luftfeuchtigkeit aufzunehmen und wieder abzugeben.
Putz & Trockenputz
Putz wird auch als Putzmörtel bezeichnet. Als Bindemittel dienen entweder Gips, Kalk, Zement, Lehm oder Kunstharz. Welche Anforderung ein Wandputz auf Innenwände erfüllen muss, ist in DIN 18550 für Putzmörtel und in DIN 18558 für kunstharzgebundene Putze festgelegt. Die wichtigsten Putzarten für Wandoberflächen im Innenbereich sind:
- Gipsputz
- Lehmputz
- Lehm-Gips-Putz
- Kalkputz
- Kalk-Zement-Wandputz
- Kunstharzputz
- Wärmedämmputz & Akustikputz
- Streichputz und Fertigputz
Gipsputz
Gipsputz ist günstig, ökologisch und baubiologisch unbedenklich. Er dient als Untergrund für Dekor- und Oberputze, für Tapeten und Wandfarben. Die Oberflächen werden durch die feine Gipskörnung sehr glatt. Da Gipsputz schnell aushärtet, kann ein schneller Arbeitsfortschritt erreicht werden. Wegen der kurzen Abbindezeit sollten aber immer nur kleine Mengen angerührt werden.
Lehmputz
Die Basis von Lehmputz ist fein gemahlene Erde, die meist mit Sand, Marmorsand oder Tonmehl vermischt wird. Stroh, Pflanzenstärke, Cellulose oder Farbpigmente können für einen besseren Verbund und individuelle Oberflächengestaltung beigemischt werden. Lehmputz hat sehr gute klima- und feuchtigkeitsregulierende Eigenschaften, er ist diffusionsoffen, wärmedämmend und nicht brennbar. Allerdings ist Lehmputz relativ teuer.
Lehm-Gips-Putz
Diese Putze können die Luftfeuchtigkeit in einem Raum bessere regulieren als ein reiner Gipsputz, haben aber eine höhere Festigkeit und trocknen schneller als reiner Lehmputz. Zudem ist es möglich, in einem Durchgang eine dickere Putzschicht aufzutragen. In der Regel werden diese Putze auf Lehmbasis noch mit einem diffusionsoffenen Wandanstrich abgeschlossen.
Kalkputz
Kalkputze sind alkalisch und hemmen das Wachstum von Algen und können eine Schimmelbildung verhindern. Sie sind atmungsaktiv und regulieren die Luftfeuchtigkeit. Kalkputz kann auf unterschiedliche Weise bearbeitet werden. Es ist möglich, einen Kalkputz beim Auftragen zu modellieren, um eine individuelle Wandstruktur zu gestalten. Zudem können Kalkputze gefilzt (geglättet) oder ausgewaschen werden. Sie eignen sich für Wandoberflächen mit einer geringen bis mittleren Beanspruchung.
Kalk-Zement-Wandputz
Kalk-Zement-Putze sind sehr widerstandsfähig und langlebig. Dieser Putzmörtel eignet sich für Wandoberflächen in Feuchträumen. Ein Kalk-Zement-Wandputz bieten eine hohe Festigkeit und werden daher oft als Grundputz eingesetzt. Dennoch sind sie diffusionsoffen und atmungsaktiv. Kalkputz ist baubiologisch und ökologisch unbedenklich. Er kann die Feuchtigkeit regulieren, ist aber nicht wasserabweisend.
Kunstharzputz
Unter dem Begriff Kunstharzputz werden alle nicht-mineralischen Putze zusammengefasst. Eine andere Bezeichnung ist auch Dispersionsputz. Sie enthalten keinen Kalk, Gips oder Zement. Gebunden werden sie mit einer sogenannten Polymerdispersion, die je nach Anwendungszweck mit Kaliwasserglas, Silikonemulsionen oder gelöstem Harz kombiniert werden kann. Typischerweise wird Kunstharzputz als Dekor- oder Oberputz verwendet.
Je nach Zusammensetzung und Zusatzstoffen können Wandoberflächen mit einem Kunstharzputz sehr individuell gestaltet werden. Beispielsweise ist die Imitation von Marmor möglich. Sie ermöglichen eine gute und dauerhafte Rissüberbrückung. Im Außenbereich werden Kunstharzputze für das Verputzen von Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) eingesetzt.
Trockenputz
Bei Trockenputz handelt es sich um Gipskartonplatten. Trockenputz wird sehr häufig als Alternative zum Nassputz verwendet. Durch den Einbau von Gipskartonplatten wird keine zusätzliche Feuchtigkeit ins Gebäude gebracht. Trockenputz eignet sich für alle tragfähigen Untergründe. Die Oberfläche ist hochwertig und glatt. Gipskartonplatten können direkt auf den Untergrund aufgeklebt oder auf eine Unterkonstruktion aus Holz oder Metallschienen befestigt werden.
Wärmedämmputz & Akustikputz
Mit Zusatzstoffen wie Polystyrol, Vermiculite oder Perlit gefüllte Putzmörtel werden als Wärmedämmputze eingesetzt. Sie haben eine geringe Wärmeleitfähigkeit. Durch die Zusatzstoffe ist das Eigengewicht des Putzmörtels relativ gering. Sie werden daher auch als Leichtputz bezeichnet.
Akustikputz gehört ebenfalls zu den mineralischen Putzen. Sie haben eine raue Oberflächenstruktur und sind relativ porös. Durch eine unterschiedliche Kornzusammensetzung und die Poren können Akustikputzes Schall absorbieren und die Raumakustik verbessern.
Streichputz und Fertigputz
Bei Streichputz und Fertigputz handelt es sich im Prinzip um normalen Putzmörtel, der fertig für die Verarbeitung angemischt ist. Da sie durch das bereits enthaltene Wasser relativ schwer sind, sind sie meist nur in kleinen Gebinden erhältlich. Streichputz kann wie Wandfarbe mit einer Rolle aufgetragen werden.
Vorteile und Nachteile Putz & Trockenputz
Putzmörtel wie Gipsputz oder Kalkputz sind günstig und ermöglichen es, eine Wandoberfläche absolut glatt und eben zu gestalten. Trockenputz ist der ideale Werkstoff, um unebene Wände beispielsweise in einem Altbau zu nivellieren. Trockenputz-Systeme werden meist direkt mit einer Wandfarbe gestrichen. Es können aber auch Fliesen und andere Wandbeläge angebracht werden.
Naturstein, Keramik, Steinzeug
Naturstein wie Marmor, Fliesen aus Keramik oder Steinzeug werden als Wandoberfläche im Badezimmer, Gästetoiletten oder in der Küche verwendet. Keramikfliesen sind sehr widerstandsfähig und pflegeleicht. Ebenso Steinzeug. Natursteinfliesen sind immer Unikate. Bei jeder Fliese ist die Maserung anders. Große Natursteinfliesen werden beispielsweise als Wandverkleidung in Duschen eingesetzt. Keramikfliesen sind bereits für wenige Euro pro Quadratmeter erhältlich. Naturstein ist deutlich teurer.
Vor- und Nachteile Naturstein, Keramik, Steinzeug
Wandbeläge aus Naturstein, Keramik oder Steinzeug sind sehr langlebig, robust und pflegeleicht. Sie können vielfältig verwendet und relativ einfach angebracht werden. Für jeden Einrichtungsstil sind die passenden Wandbeläge aus Keramik oder Naturstein erhältlich. Keramikfliesen für Bad und Küche sind zudem relativ preiswert. Sehr teuer können Natursteine wie Marmor oder Schiefer sein.
Echtholz & Holzwerkstoffe
Wandoberflächen können mit Holz und Holzwerkstoffen auf unterschiedliche Art und Weise gestaltet werden. Häufig eingesetzt werden Echtholz und Holzwerkstoffe in Form von Paneelen. Wandpaneele bietet eine einfache Möglichkeit, Wandflächen zu gestalten. Sie sind in zwei verschiedenen Ausführungen als Echtholzpaneele oder folierte Paneele erhältlich. Echtholzpaneele sind rustikal und verleihen jedem Raum eine behagliche Atmosphäre. Sie können gebeizt, lasiert oder unbehandelt eingebaut werden. Auch eine Lackierung ist möglich.
Folierte Paneele werden aus Holzwerkstoffen hergestellt und sind in unterschiedlichen Dekoren erhältlich. Sie sind sehr pflegeleicht und können leicht auf einer Unterkonstruktion eingebaut werden. Auch Kabel von Elektroinstallationen für Beleuchtungen können hinter den Paneelen verborgen werden.
Eine weitere Möglichkeit, eine Wandoberfläche mit Holz zu gestalten, sind Wandvertäfelungen. Bis zum Beginn des vergangenen Jahrhunderts waren Wandvertäfelungen sehr häufig zu finden. Seit ein paar Jahren wird diese klassische Form der Wandgestaltung wieder häufiger eingesetzt. Eine Wandvertäfelung wird aus Echtholz, aber auch aus Holzwerkstoffen direkt auf der Wand oder einer Unterkonstruktion montiert. In den meisten Fällen bedeckt die Vertäfelung nur die untere Hälfte der Wandoberfläche.
Vor- und Nachteile Echtholz & Holzwerkstoffe
Wandpaneele und Wandvertäfelungen sind pflegeleicht und langlebig. Bereits ab 10 Euro sind Wandpaneelen erhältlich. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie leicht selbst montiert werden können. Wandvertäfelungen aus Echtholz sind dagegen sehr kostspielig.
Tapeten und Textilien
Tapete wird seit vielen Jahrzehnten eingesetzt, um eine Wandoberfläche zu gestalten. Der Klassiker ist die Raufaser. Raufasertapeten sind in vielen unterschiedlichen Ausführungen von fein bis grob erhältlich. Die noch vor ein paar Jahren verpönten Fototapeten erfreuen sich heute wieder größere Beliebtheit.
Auch stark gemusterte Tapeten werden für Akzentwänden verwendet. Als sehr edel gelten heute Vinyl- und Textiltapeten. Glasfasertapeten, wie sie Ende des vergangenen Jahrhunderts sehr beliebt waren, sind heute praktisch nicht mehr zu finden. Sie sind sehr ungünstig für das Raumklima, da sie nicht feuchtigkeitsregulierend wirken.
Wandbespannungen, das heißt, das Bekleiden von Innenraumwänden mit Stoffen ist wieder sehr in Mode. Unterschieden werden moderne und klassische oder historische Wandbespannungen. Für eine moderne Wandbespannung werden Kunststoffprofile verwendet, in die der Stoff eingeklemmt oder auch eingehängt wird.
Bei einer klassischen Wandbespannung wird zuerst ein Holzrahmen auf der Wand montiert. Auf den Holzrahmen wird der Bespannstoff meist mit Nägeln oder auch mit Tackerklammern befestigt. Bei beiden Systemen wird unter dem eigentlichen Bespannstoff noch eine Unterbespannung eingebaut. Diese untere Schicht besteht entweder aus Vlies oder Molton. Die untere Bespannung sorgt für eine Wärmeisolierung, Schallabsorption und eine angenehme Raumakustik fast ohne Nachhall. Zudem hat der Bespannstoff eine feuchtigkeitsregulierende Wirkung und sorgt so für ein angenehmes Raumklima.
Vor- und Nachteile Tapete und Textilien
Eine einfache Tapete wie eine Raufaser ist sehr günstig. Sie sind atmungsaktiv und können mit ein wenig handwerklichem Geschick selbst angebracht werden. Sie lassen sich fast beliebig oft überstreichen, sodass die Wandfarbe dem persönlichen Geschmack immer wieder neu angepasst werden kann.
Der Vorteil von Wandbespannungen ist, dass sie auf rohen Wänden montiert werden können. Es ist nicht erforderlich, die Wand zunächst zu verputzen. Wichtig ist, dass der Bespannstoff flammgehemmt ist. Viele Hersteller bieten heute Stoffe an, die zusätzlich die Raumluft verbessern oder Elektrosmog vermindern sollen. Nachteilig sind die hohen Kosten.
Welche Qualitätsstufe für Innenputz?
In welcher Qualität ein Innenputz ausgeführt wird, ist wichtig für die weitere Wandgestaltung beispielsweise mit Fliesen oder einer Tapete. Es werden vier Qualitätsstufen für Putze unterschieden:
Qualitätsstufe Q1: Ein in der Qualitätsstufe Q1 ausgeführte Verputzung eignet sich als Grundlage für die weitere Oberflächengestaltung mit Fliesen, Natursteinplatten und keramischen Wandbelägen. Bei dieser Qualitätsstufe geht es nur darum, eine geschlossene Oberfläche herzustellen.
Qualitätsstufe Q2: Diese Qualitätsstufe wird benötigt, wenn die Wandoberfläche nachher mit einem Dekorputz, einem Reibeputz, einer Raufaser oder einem Dispersionsanstrich ausgestattet werden soll. Die Oberfläche wird bei der Qualitätsstufe Q2 abgezogen. Die Qualitätsstufe Q2 ist die Standardqualität einer Putzoberfläche.
Qualitätsstufe Q3: Die Qualitätsstufe Q3 erreicht man ebenfalls durch Abziehen. Diese Qualität ist erforderlich für fein strukturierte Tapeten, strukturierte Anstriche oder andere feine Wandverkleidungen.
Qualitätsstufe Q4: Für hochwertige Malerarbeiten oder Vinyltapeten muss der Putz in der Qualitätsstufe Q4, der höchsten Qualitätsstufe ausgeführt werden. Die gesamte Oberfläche wird abgezogen, ist glatt und eben. Gegebenenfalls werden Einfallstellen nachgespachtelt.
Was kosten die Wandoberflächen pro qm?
Sichtbeton kostet ohne die Zugabe von Pigmenten oder eine besondere Oberflächengestaltung rund 150 bis 200 Euro pro Quadratmeter. Je feiner die Ausführung, umso höher sind die Kosten pro qm.
Das Verputzen einer Wandoberfläche kostet je nach verwendetem Material etwa 10 bis 30 Euro pro Quadratmeter. Kalkputz und Gipsputz sind am günstigsten. Lehmputz ist mit Kosten pro qm von etwa 20 bis 30 Euro der teuerste Innenputz für eine Wandoberfläche.
Für Marmorfliesen beginn in die Kosten pro qm bei etwa 40 Euro. Sie können jedoch, je nach Herkunft und Qualität des Marmors, mehrere 100 Euro pro Quadratmeter betragen. Keramikfliesen sind für weniger 10 Euro pro Quadratmeter erhältlich. Mit ähnlichen Kosten pro qm muss bei Terrakotta-Fliesen gerechnet werden.
Eine einfache Tapete aus Raufaser kostet etwa 3 bis 10 Euro pro Quadratmeter. Gemusterte Tapeten und Fototapeten sind mit einem Preis von 10 bis 35 Euro pro Quadratmeter deutlich teurer.
Die Kosten pro qm Echtholzpaneele beginnen bei etwa 10 Euro. Für folierte und Kunststoffpaneele muss mit einem Preis von etwa 10 bis 30 Euro pro Quadratmeter gerechnet werden.
Wandbespannungen kosten pro qm ab etwa 50 Euro. Holzvertäfelungen aus Edelholz kosten pro qm ab etwa 150 Euro.
Was lässt sich leichter anbringen, Putz oder Tapete?
Es ist wesentlich leichter, eine Wandoberfläche mit einer Tapete zu bekleben, als eine Wandoberfläche zu verputzen. Beim Kleben einer Tapete müssen nicht viele Punkte beachtet werden, um ein gutes Ergebnis zu erzielen.
Beim Verputzen einer Wand ist schon die Wahl des geeigneten Putzes wichtig. Das Aufbringen des Putzes auf eine Wandoberfläche erfordert viel Erfahrung und Geschick. Die Schichtdicke muss stimmen und es ist für ungeübte Heimwerker schwierig, eine ebene und glatte Oberfläche beim Verputzen einer Wandoberfläche zu erreichen.
Welche Wandoberfläche nimmt den Schall aus dem Raum?
Schall wird gut von Wandoberflächen mit Akustikputz absorbiert. Eine ebenfalls gute Schallabsorption bietet eine Wandoberfläche mit schwerer Textilbespannung und Trockenbauwände, die mit Dämmmaterial unterfüttert sind. Von Sichtbeton oder normal verputzten Wandoberflächen wird Schall praktisch nicht absorbiert, sondern ungeminderte in den Raum zurückgeworfen. Die Raumakustik wird oft nicht als angenehm empfunden.